Arzt Dr Max Rufus 1890

Ähnlich wie in Fröndenberg, allerdings etwas zeitversetzt, verlief die Entwicklung im relativ stark industrialisierten Westen des Amtes. In der dortigen Gemeinde Langschede mit dem wichtigen Ruhrübergang im Verlauf der Provinzialstraße von Unna nach Iserlohn wird erstmals Anfang der 1890er Jahre mit Max Ruhfus (1862 – 1908) ein selbständig praktizierender Mediziner genannt. Da er bereits mit 56 Jahren verstarb, ist anzunehmen, dass er bis zu seinem Tod vor Ort praktizierte. Dem Adressbuch des Kreises Hamm Jahrgang 1895 ist zu entnehmen, dass er vormittags von 8-10 und am Nachmittag von 2-3 Uhr Sprechstunde hielt. Das Gros seiner Arbeitszeit verbrachte er demnach bei Hausbesuchen seiner Patienten im gesamten Kirchspiel Dellwig. Langschede hatte damals 352 Einwohner, deren Zahl bis 1905 auf 488 anwuchs.

Das Kirchspiel Dellwig hatte 1895 knapp 3.000 Einwohner, wobei ein Drittel auf die Bergarbeitergemeinde Billmerich entfiel. 1891 entstand die Keimzelle des späteren Mannesmannwerks und 1892 erhielt 20 Jahre nach Eröffnung der Ruhrtalbahn auch Langschede einen Bahnhof.

Dr. Ruhfus entstammte einer der „vornehmsten Familien“ des Dortmunder Bürgertums, wie Caspar von Romberg die Familie Anfang des 19. Jahrhunderts in seiner Übersicht über die gegenwärtigen Zustände der Grafschaft Mark charakterisierte. Ein Nachkomme der Familie begründete das Druckerei- und Verlagshaus Ruhfus, in dem damals die auflagenstärkste Tageszeitung außerhalb Berlins erschien, der „Dortmunder Generalanzeiger“.

Am 25. März 1862 war der spätere Mediziner in Dinslaken geboren worden als Sohn des Geheimen Justiz- und Obergerichtsrats Heinrich Ludwig Ruhfus und seiner Ehefrau Alwine, geb. Bonhoff. Später verzog die Familie nach Hamm.

Im Mai 1887 immatrikulierte sich Max Ruhfus an der Universität Rostock, nachdem er nach seinem Schulabschluss in Hamm bereits zuvor an den Universitäten in Freiburg, Marburg und München eingeschrieben war. 1892 promovierte er an der Universität Leipzig.

Nach dem Tod der Mutter in Hamm, bzw. nach der Verheiratung seines Sohnes lebte der Vater Heinrich Ludwig Ruhfus bei seinem Sohn in Langschede und verstarb hier am 10. Juni 1903. Laut Sterbeeintrag im Standesamt Dellwig (von 1899 bis 1969 eine eigenständige Dienststelle des Amtes Fröndenberg) wurde er am 29. November 1826 in Dortmund als Sohn des Sanitätsrates Ludwig Ruhfus (1757 – 1834) und dessen Ehefrau Emilie, geb. Potte geboren.

Sein Sohn Max Ruhfus hatte vor dem Fröndenberger Standesbeamten, dem bereits genannten Amtmann Carl Schmitz, am 8. Mai 1893 Maria Böckelmann aus Strickherdicke geheiratet, geboren am 16. November 1872, Tochter des Landwirts Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Julia, geb. Echtermann. Trauzeugen waren der Bruder des Arztes, Gerichtsassessor Ludwig Ruhfus jun. aus Hamm und der Vater der Braut.

Das Arztehepaar hatte eine Tochter, die am 15. März 1894 in Langschede geboren wurde und 1956 unverheiratet verstarb.

Wahrscheinlich praktizierte nach dem Tod von Dr. Ruhfus zwischen 1908 und 1911 kein Arzt vor Ort, gleichwohl die Einwohnerzahlen stark anstiegen.

Das letzte Adressbuch vor dem 1. Weltkrieg datiert von 1911, das nächste von 1921/22. In Überbrückung dieser Überlieferungslücke konnte auf Basis der Langscheder Schülerverzeichnisse ein weiterer Arzt nachgewiesen werden, der in Langschede wohnte und wahrscheinlich hier auch praktizierte. Es war Dr. med. Hermann Deppe, der am 1.4.1915 seine 1908 in Niederaula/Kreis Hersfeld geborene Tochter Margarete in der Langscheder Volksschule anmeldete. Das Schülerverzeichnis beantwortet natürlich nicht die Frage ab wann und wie lange er vor Ort praktizierte. Familie Deppe wohnte in der Bahnhofstraße 5.

Im Adressbuch des Kreises Unna für die Jahre 1921/22 findet sich für das Kirchspiel Dellwig ein weiterer Mediziner in Langschede. Am Markt Nr. 4 wohnte Dr. med. Karl Specht. Unklar bleibt jedoch, ob er auch vor Ort praktizierte. Im Adressbuch von 1930 ist er nicht mehr aufgeführt. Dr. med. Deppe wird im Adressbuch von 1921 nicht mehr genannt.

Vor Ort und über lange Jahre praktizierte seit Januar 1921 (als Nachfolger von Dr. Deppe?) in Langschede der 1890 in Magdeburg geborene Dr. med. Paul Thomas, verstorben 1949.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es in den zum Stadtgebiet gehörenden weiteren Kirchspielen Frömern und Bausenhagen im hier behandelten Zeitraum keine niedergelassenen Ärzte gab. Die Bevölkerung blieb dort angewiesen auf den Zentralort Fröndenberg oder die Nachbargemeinde Wickede sowie auf die Städte Werl und Unna.

Schnallenfabrik 1875

Der Arzt Dr. Max Ruhfus in Langschede, die Fabrikantenfamilie Berkenhoff und die Landwirtsfamilie Böckelmann aus Strickherdicke. Im Adressbuch für den Kreis Unna findet sich 1895 in Langschede die Praxis von Dr. med. Max Ruhfus, „Sprechstunden von 8-10 Uhr vormittags und 2-3 Uhr nachmittags“. Im Alter von 45 Jahren verstarb der Mediziner am 16. Februar 1908. Seine Praxis hatte Dr. Ruhfus in Langschede nach damaliger Hausnummerierung im Haus Nr. 50 auf der südlichen Seite der heutigen Hauptstraße etwa gegenüber der heutigen Bahnhofsallee.
Im Haus Nr. 48 befand sich der Betrieb von Fritz Berkenhoff, der auch den Tod des ersten praktizierenden Arztes in Langschede 1908 dem Standesamt meldete. Der Mediziner entstammte einer der „vornehmsten Familien“ des Dortmunder Bürgertums, wie Caspar v. Romberg die Familie Anfang des 19. Jahrhunderts für seine Übersicht über die gegenwärtigen Zustände der Grafschaft Mark charakterisierte. Ein Nachkomme der Familie begründete das Druckerei- und Verlagshaus Ruhfus, in dem die auflagenstärkste Tageszeitung außerhalb Berlins erschien, der „Dortmunder Generalanzeiger“. Am 25. März 1862 war der spätere Mediziner als Max Emil Carl Alexander in Dinslaken geboren worden als Sohn des Geheimen Justizrats und Obergerichtsrat Heinrich Ludwig Ruhfus und seiner Ehefrau Alwine, geb., Bonhoff. Später verzog die Familie nach Hamm. Im Mai 1887 immatrikulierte sich Max Ruhfus an der Universität Rostock, nachdem er nach seinem Schulabschluss in Hamm bereits zuvor an den Universitäten in Leipzig, Freiburg, Marburg und München eingeschrieben war. Nach dem Tod der Mutter in Hamm, bzw. nach der Verheiratung seines Sohnes lebte der Vater Heinrich Rufuss bei seinem Sohn in Langschede und verstarb hier am 10. Juni 1903. Laut Sterbeeintrag im Standesamt Dellwig wurde er am 29. November 1826 in Dortmund als Sohn des Sanitätsrates Ludwig Ruhfus (1757-1834) und dessen Ehefrau Emilie, geb. Potte geboren. Max Ruhfus hatte vor dem Fröndenberger Standesbeamten, dem Amtmann Schmitz, am 8. Mai 1893 (StA Fröndenberg 21/1893) Maria Böckelmann aus Strickherdicke, geboren am 16. November 1872, geheiratet, Tochter des Landwirts Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Julia, geb. Echtermann. Trauzeugen waren der Bruder des Arztes, Gerichtsassessor Ludwig Ruhfus aus Hamm und der Vater der Braut. Das Arztehepaar hatte eine Tochter, die am 15. März 1894 (StA Dellwig 59/1894) in Langschede geboren wurde und in der Taufe die Namen Emilie Alwine Julie Marie erhielt; Rufname war Emilie, der Vorname ihrer Großmutter. Emilie verstarb am 6. Oktober 1956 (26/1956) in Dellwig in ihrer Wohnung Hauptstraße 2 (dem ehemaligen Haus Nr. 50) und war unverheiratet; ihre Mutter Maria verstarb am 14. August 1938 in Unna (StA Unna 227/1938). Emilies Tod meldete der Fabrikant Karl Berkenhoff, dessen Vater seinerzeit den Tod von Emilies Vater Max gemeldet hatte. Der Fabrikant Fritz Berkenhoff wurde am 27. August 1866 in Dahle geboren, war verheiratet mit Emma Böckelmann aus Strickherdicke (Standesamt Dellwig 20/1901) und verstarb am 21. Juli 1926 in Dellwig (StA Dellwig 15/1926) an einer Blutvergiftung Emma Böckelmann wurde am 2. März 1876 in Strickherdicke geboren als Tochter des Landwirts Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Julia, geb. Echtermann. Die Ehefrau Berkenhoff war demnach eine Schwester der Ehefrau des Arztes Max Ruhfus. Bereits der Vater des 1866 geborenen Fritz Berkenhoff betrieb in Langschede eine Schnallenfabrik. Es war Ludwig Berkenhoff, geboren am 16. April 1827 in Dahle bei Altena, Sohn des dortigen Schmiedes und Gastwirts Johann Peter Berkenhoff und der Anna Katharina, geb. Ossenberg. Ludwig Berkenhoff war verheiratet mit Wilhelmine, geb. Bauckhage. Er verstarb am 20. März 1900 in Dellwig; im Sterbeeintrag (16/1900) wird als Religionszugehörigkeit „dissidentisch“ eingetragen, der damaligen Formulierung für Konfessionslosigkeit. Ludwig Berkenhoff hatte neben dem Sohn Fritz noch den ebenfalls als Fabrikant tätigen Sohn Ewald Berkenhoff, verheiratet mit Mathilde, geb. Püttmann. Fünf Kinder: Tochter Erna Elisabeth Berkenhoff, geboren in Langschede am 18. Oktober 1891 (StA Fröndenberg 292/1891), verstorben am 23. Januar 1967 in Hemer (32/1967). Tochter Ida Mathilde Berkenhoff, geboren in Langschede in der „Mietwohnung“ der Eltern am 18. Mai 1893 (113/1893), verstorben am 27. September 1949 in Iserlohn (462/1949). Tochter Laura Klara Berkenhoff, geboren am 23. Juni 1895(StA Fröndenberg 1895/153), verstorben am 26. September 1986 in Kappeln an der Ostsee (StA Kappeln 90/1986). Sohn Carl Paul Berkenhoff, geboren am 3. Oktober 1897 (StA Fröndenberg 1897/214), Heirat 1933 in Hannover, verstorben am 10. Dezember 1983 in Heiligenstadt/Thüringen. Sohn Ernst Friedrich wurde am 26. November 1900 in Dellwig geboren (107/1900) und verstarb am 9. Oktober 1987 in Iserlohn (674/1987). Das Ehepaar Fritz Berkenhoff/Emma Böckelmann hatte einen Sohn und einen Adoptivsohn: Sohn Kaufmann Fritz Berkenhoff, geboren am 20. August 1902 in Dellwig und an einer „Schussverletzung“ verstorben im Alter von 18 Jahren am 8. Juli 1921 im Hausgarten seiner Eltern. Adoptivsohn Kaufmann Karl Heinrich Berkenhoff, geboren am 29. Januar 1903 (lt. standesamtlichen Eintrag bei der Eheschließung) in Linz am Rhein/Kreis Neuwied (Standesamt Linz 12/1903) als Sohn des Kaufmann Eduard Karl Dücker (verstorben vor 1929 in Weitefeld/Westerwald) und seiner (ebenfalls vor 1929 verstorbenen) Ehefrau Hedwig, geb. Hirz. Karl Heinrich Berkenhoff verstarb nach 1964. Nach dem Tod des Sohnes Fritz 1921 und dem Tod des Ehemannes Fritz Berkenhoff sen. adoptierte die Witwe im September 1927 Karl Heinrich Dücker mit der Maßgabe, dass er fortan den Namen Karl Heinrich Berkenhoff-Dücker führen sollte. 1929 folgte die Erlaubnis des preußischen Innenministeriums fortan nur noch den Namen Berkenhoff führen zu dürfen. Er heiratete am 6. Mai 1929 (StA Dellwig 12/1929) Julie Sofie Böckelmann aus Strickherdicke, geboren am 13. Februar 1904 (StA Dellwig 13/1904), Tochter des Gutsbesitzer Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Lina, geb. Woesthoff. Julie Sofie Berkenhoff verstarb am 27. Juli 1964 in Unna (380/1964). Trauzeugen waren 1929 die Witwe Maria Ruhfus, geb. Böckelmann (56 Jahre) und der Brautvater Fritz Böckelmann (62 Jahre). Das Ehepaar hatte zwei Töchter, die in Unna 1930, bzw. 1934 geboren wurden (StA Unna 279/1930 und 339/1934). Elisabeth und Christel. 1887 gründete Ludwig Berkenhoff eine Schnallen- und Hakenfabrik, Betriebseinstellung um 1960; endgültige Abmeldung des Betriebes erfolgte im Sommer 1969 (Meldekarte im Gewerbe/Ordnungsamt der Stadtverwaltung). Im Nachgang der Möhnekatastrophe im Mai 1943 wurde dem Amt Fröndenberg folgende Mitteilungen gemacht: Metallwarenfabrik Ludwig Berkenhoff, Belegschaft 28 Personen, Fabrikation von Schnallen, Ringe, Beschläge für Lederausrüstungen für den Wehrmachtsbedarf. Der Name Böckelmann kam durch eine Heirat nach Strickherdicke. Karl Friedrich Heinrich Böckelmann aus Ostbüren (geboren am 10.7.1836) heiratete am 8.5.1866 in Dellwig im Alter von knapp 30 Jahren die einundzwanzigjährige Hofeserbin Sophie Wilhelmine Caroline Julia Echtermann, geboren in Strickherdicke am 22.5.1838. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Friedrich Wilhelm Heinrich 1867 (Hoferbe s.u.), Karoline Wilhelmine Anna, geboren 20.9.1869-wahrscheinlich früh verstorben und die beiden Schwestern, die mit Dr. med. Ruhfus, bzw. dem Fabrikanten Friedrich Berkenhoff verheiratet waren. Siehe oben. Nach 1900 war der Hofbetreiber Friedrich Böckelmann, geboren 16.3.1867, verstorben vor 1944 in Unna. Verheiratet mit Lina Woesthoff, geboren am 31.12.1874 in Meyerich (Welver), (StA Meyerich 19/1875), Tochter des Landwirt Arnold Woesthoff und der Sophie, geb. Juchhaim in Merklingen Heirat am 25.5.1903 in Meyerich (StA Meyerich 2/1903). Vier Kinder Er richtete nach 1900 auf dem Hof eine spezielle Zucht für Kopfkohlsamen ein und machte daraus einen eigenständigen Betrieb. Die konventionelle Landwirtschaft übernahm Fr. Schulze-Buxloh als Pächter. Friedrich (Fritz) Böckelmann übte auch das örtliche Bürgermeisteramt aus. Bedingt durch den frühen Tod des Sohnes Friedrich Arnold Böckelmann (geboren 13.2.1904, StA Dellwig 14/1904) und letzten Namensträgers, sowie Heirat der Zwillingsschwester Julie Böckelmann mit dem Dellwiger Schnallenfabrikanten Berkenhoff im Jahr 1929 wurde nun der Bauernhof von W. Lotz verwaltet, und zum anderen der aus den Niederlanden stammende J. Ploeger mit der Führung des Samenzucht betraut. Marie Elisabeth Böckelmann wurde 1905, am 9.5.1905 geboren (StA Dellwig 39/1905), verstorben 9.5.1994 in Düsseldorf (StA Düsseldorf 2784/1994) 1910, am 9. März wurde Karl Heinrich Wilhelm Böckelmann geboren,
(StA Dellwig 18/1910). Ebenfalls jung verstorben ??

———————————————————————————————–

„Angeblich wird eine damals gezüchtete „Böckelmannsche“ Kohlsorte heute noch im Dittmarscher Raum angebaut. Als Nebenprodukt betrieb J. Ploeger die Tulpenzwiebelvermehrung. Das blühende Tulpenfeld bot im Frühjahr ein schönes Bild. Der gleiche Anblick bot sich auf dem Gut Neuenhof. Hier betrieb der Niederländer H. Krings im Haupterwerb auf dem jetzigen Golfplatz eine Tulpenzwiebelzucht. Am 29.12.1955 wurde das im Jahr 1800 erbaute Hofgebäude Opfer eines durch Blitzschlag verursachten Brandes. Mit angepasstem Wiederaufbau, der insbesondere den Erhalt des alten Wohntraktes erlaubte, war die weitere Nutzung in vollem Umfang gesichert. Vorübergehend konnte hier von J. Ploeger, der bis ins hohe Alter als Pächter fungierte, Gemüse angebaut und dieses dann topffertig, an eine Großküche geliefert werden, nachdem ein Teil der Hofländereien zur Bebauung freigegeben war. Heute befindet sich auf dem Anwesen ein Sportpferdezucht- und Ausbildungsbetrieb. Heiratsbedingt heißt die Eigentümerfamilie heute Marten.“

Quelle: Karl Heinz Kauke – Ortsgeschichte Strickherdicke

Sankt Konrad 1951

Nach jahrzehntelanger Arbeit wurde der katholischen Kirchengemeinde in Fröndenberg das Eigentumsrecht des Grundstücks Gartenstraße, vom Kirchbau Verein Langschede, übertragen. Danach konnte St. Konrad Langschede als Filialgemeinde den Bau der ersten Kirche auf Langscheder Boden in Angriff nehmen. Am 05. Juni 1951 wurde die feierliche Grundsteinlegung durch den Dechant Meier Frankenfeld aus Lendringsen vollzogen. Doch schon im November 1962 wurde die Kirche erweitert, der Turm sollte erhalten werden und das neue Kirchenschiff sollte durch seine veränderte Ausrichtung, eine Verbindung mit dem Jugendheim herstellen. Während der Bauzeit wurde der Turnraum der Sonnenbergschule für die Gottesdienste umgewidmet. Bereits am 1. Adventssonntag 1965 fand die feierliche Weihe des Altarkreutzes statt.

Schule Langschede – Ardey

Der Unterricht des seit 1835 in Langschede – seit 1839 in Ardey – tätigen Lehrers Adolf Kohlhage wurde häufiger als gewöhnlich einer Revision unterzogen, zweimal allein im Jahre 1856. Der Bericht über den zweiten, am 12. November von dem Kreisschulinspektor Ovenbeck (Kamen) vorgenommenen „ Schulbesuch“ charakterisiert Kohlhage als „ gutmüthig , aber wenig begabt“. Von den 100 Schülern seien nur 74 präsent gewesen, „ da wegen des stürmischen Schneewetters die jüngsten und schwachen Kinder nicht durchkonnten“. Die Schule wurde damals auch von den katholischen Kindern aus Langschede und Ardey besucht. Deren Unterweisung durch den evangelischen Lehrer führte mitunter zu Konflikten. Am 15. Juni 1863 beschwerte sich z.B. der zuständige katholische Pfarrer Siemer in Fröndenberg bei seinem evangelischen Kollegen und Ortsschulinspektor Phillips in Dellwig, Kohlhage verhöhne in seinem Unterricht die katholische Glaubenslehre und mache sie lächerlich. Kohlhages schulisches Wirken fand, unabhängig von solchen Vorkommnissen, alles andere als Anerkennung bei seinen Vorgesetzten. Im Jahr 1875 schrieb der Kreisschulinspektor zur Nieden z.B. nach mehreren Revisionen, es scheine ihm, „als ob Kohlhage das entfant terible des Inspections – Bezirks bleiben sollte“. Im Jahr 1882 beantragte das schreckliche Kind schließlich seine Pensionierung, die am 2. Juni genehmigt wurde, da seine Schule sich, so die Bezirksregierung, „ in einem äußerst verwahrlosten Zustand …..befindet, indem in derselben weder ordentlicher Unterricht ertheilt noch die sonstigen in Bezug auf Schulordnung erlassenen Bestimmungen auch nur einigermaßen beachtet werden. Herbeigeführt ist dieser unhaltbare Zustand durch die körperliche und geistige Erschlaffung des Lehrers Kohlhage, welche demselben die weitere Erfüllung seiner Dienstpflichten unmöglich macht“.

So trat Kohlhage nach 47 Jahren 1882 in den Ruhestand und verstarb genau vier Monate später im Alter von 69 Jahren. Zu seinem Nachfolger ernannte die Bezirksregierung am 22. Juni 1882 den Lehramtsanwärter Heinrich Wickel, der 1861 als Sohn eines Fuhrunternehmers aus Kreuztal geboren wurde. Er unterrichtete bis Ende 1888 und wurde dann von Friedrich Rode abgelöst. Die Zahl der Schüler betrug 1835 insgesamt 87 und 1852 117 Kinder. Am 1. Oktober 1890 führte Rode Halbtagesunterricht ein, um beiden von ihm unterrichteten Klassen gerecht zu werden. Die Bezirksregierung forderte damals die Einrichtung einer zweiten Lehrerstelle. Diese wurde daraufhin vom Schulvorstand auch beschlossen. Entgegen der allgemeinen Erwartung, dass das damit erforderliche zweite „ Schullokal“ in Langschede gebaut werde, entschied der Schulvorstand, es ebenfalls in Ardey, nordöstlich des bestehenden, zu errichten. Nach Langscheder n wies die Bezirksregierung in einem administrativen Akt den Schulbau in Langschede an und hob den Schulverband Langschede – Ardey auf. Nach mehreren Lehrerwechseln übernahm Karl Schröer, 1882 als Sohn eines Kötters aus Hemmerde geboren, den Unterricht in Ardey. Im Jahre 1965 wurde dann die neue Schule im Rottland eingeweiht

Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey 2000

Der Verein wurde im Jahre 2000 gegründet um das soziale und kulturelle Leben in der Dorfgemeinschaft Ardey mit seinen 2300 Einwohnern zu fördern. Wie in vielen Orten des Landes ging mit dem stetigen Zuzug in den letzten 50 Jahren der Rückgang der Nahversorgung , der medizinischen Betreuung und der soziale Zusammenhalt einher. Dabei sind diese wegfallenden Bausteine ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität, die den ländlichen Raum im Vergleich mit den urbanen Mittel – und Oberzentren dauerhaft unattraktiv werden lassen. Wenn auch im Ort die Anonymität immer größer wird , sozialer Zusammenhalt auch aufgrund fehlender Orte der Begegnung und gemeinsamer Interaktion wegfällt, schwindet auch die Verbundenheit und Identifikation. Vor dem Hintergrund eines sozialgeografischen und sozialstrukturellen Verständnisses von Sozialraum ist es für die Arbeit des Fördervereins, der möglichst alle Einwohner erreichen möchte, von großer Bedeutung wo diese Orte der Begegnung stattfinden können und welche Projekte die Einwohner ansprechen. Die Aufbauarbeit der letzten 20 Jahre ermöglichen den Betrieb eines Dorfcafés, die Gründung einer Nachbarschaftshilfe , den Bau einer integrativen Spielanlage und Ausflüge mit Familien und Senioren.

Die über siebzig ehrenamtlichen Akteure sind hier ein wichtiger Pfeiler der Gemeinschaft. Sie stärken mit ihrer Arbeit den sozialen Zusammenhalt und ermöglichen kulturelle Teilhabe. Der Förderverein mobilisiert, indem er Menschen jeden Alters in Bewegung versetzt. Sei es bei gemeinsamen Konzerten, Vorträgen oder Familienveranstaltungen. Er generiert neue Zielgruppen und schafft neue innovative Netzwerke .

Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey e.V.

    • Gründung des Vereins am 02. November 2000 Zweck u.a. das kulturelle und soziale Leben der Gemeinschaft zu fördern und einen Bürgertreffpunkt für die Ardeyer zu schaffen und zu betreiben

    • Mitglieder im FDA 195 ( Stand 2019)

    • Veranstaltungen u.a. Ostereieraktion, Leselust, Feste, Adventsfenster

    • Seit 2016 Aufbau und Betrieb des Dorfcafés „Buntes Sofa“

    • In 2018 Erstellung einer integrativen Spielanlage

    • August 2019 Start der Nachbarschaftshilfe Farbenfroh

Neue Kultur der Generationenpartnerschaft in Ardey

Aufgrund des demographischen Wandels gewinnt das Thema “selbstbestimmtes Wohnen” mehr und mehr an Bedeutung. Mit Zunahme des Anteils älterer und hochbetagter Menschen in unserer Gesellschaft nimmt auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen zu und somit der Bedarf an barrierefreiem Wohnraum und quartiersbezogenen, niederschwelligen Versorgungsangeboten. Auch immer mehr jüngere Menschen mit Behinderungen wünschen sich eine eigene Wohnung, in der sie selbstbestimmt nach Bedarf Unterstützungsleistungen in Anspruch nehmen können. Uns alle eint der Wunsch, in der vertrauten Wohnumgebung alt werden zu können und nicht allein aufgrund von Krankheit oder abnehmenden körperlichen Fähigkeiten umziehen zu müssen. Vor diesem Hintergrund hat die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen gemeinsam mit einem sozialen Dienstleister und der Stadt Bielefeld bereits in den 1990er Jahren mit dem “Bielefelder Modell” ein richtungsweisendes Konzept entwickelt, das bundesweit Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und mittlerweile auch in anderen Städten und erstmalig im Kreis Unna umgesetzt wird.

Die Besonderheit des “Bielefelder Modells” ist ein quartiersbezogener Ansatz des Wohnens mit Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale. Einbezogen in bestehende Wohnquartiere und in guter infrastruktureller Anbindung bietet in Ardey die UKBS älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung komfortable und barrierefreie Wohnungen. Kombiniert ist dieses Angebot mit einem Wohn – und Dorfcafé als Treffpunkt und Ort der Kommunikation, der allen Menschen in der Nachbarschaft offen steht.

Gleichzeitig ist ein sozialer Dienstleister mit einem Servicestützpunkt und einem umfassenden Leistungsangebot rund um die Uhr im Quartier präsent. Alle Mieter können auf die Hilfs- und Betreuungsangebote zurückgreifen, müssen diese aber nur im tatsächlichen Bedarfsfall bezahlen.

Die Unnaer Kreis- Bau- und Siedlungsgesellschaft schaffte in dem barrierefrei erstellten Wohnprojekt Räume für die Arztpraxis, dem ambulanten Pflegedienst, einem Versammlungsraum, Jugendräume für die evangelische Jugendbetreuung und für das Dorf – und Nachbarschaftscafé. Konzeptionell steht das Café auf den Säulen Kinder und Jugend, Familie und Senioren in der Selbstverständlichkeit der Inklusion. Das Dorfcafé ist ein soziokultureller Treffpunkt, der die Teilhabe aller Mitbürger an der Gemeinschaft fördert.

Der Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey sieht sich als Partner der UKBS, der die Solidargemeinschaft als Bürger der Kommune durch Mit – fühlen, Mit – handeln, Mit – gestalten und Mit – sparen bereichert.

Dank der starken Unterstützung der UKBS und mit Hilfe erfahrender ehrenamtlicher Helfer, wurde das Projekt Dorfcafé „Buntes Sofa“ umgesetzt.

Beim gemeinsamen Backen fanden sich schnell Nachbarn und Freunde, die ihr Interesse an der Mitarbeit im gemeinsamen Treffpunkt signalisierten. Seit der Eröffnung wurden auch gemeinsame Projekte mit dem Kindergarten Ardey und der Flüchtlingshilfe Fröndenberg durchgeführt.

Hier werden nicht nur generationsübergreifende Treffen und Veranstaltungen, sondern auch die interkulturelle Verständigung gefördert. Das Ehrenamtcafé wird unter dem Dach des Fördervereins Dorfgemeinschaft Ardey nach § 65 als wirtschaftlicher Zweckbetrieb ohne Gewinnabsicht geführt und unterliegt nach § 55 der Selbstlosigkeit. Alle ehrenamtlichen Helfer werden nach der Hygieneverordnung § 43 geschult.

Die ehrenamtlich tätigen Bürger sind das Fundament der Nachbarschaftshilfe im Wohnviertel und im Dorf Ardey. Die Kommune profitiert, da sich die aktiven Bürgerhelfer mit ihrer sinnvoller Tätigkeit identifizieren. Durch das ökologische Konzept der kurzen Wege zum Dorfcafé, Arztpraxis und Betreuungsdienst fallen viele Fahrten weg. Alles Planen, Handeln und Gestalten der Organisations-gemeinschaft von UKBS, Kostenträgern, Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey und dem ambulanten Pflegedienst orientiert sich an den Menschen mit dem höchsten Hilfebedarf. Die Achtung gilt allen Mitmenschen, allen Hilfsbedarfsgruppen und der Förderung der Selbsthilfe der Bürger.

Die Eröffnung des Cafés ist ein Initial für eine Vielzahl von gesellschaftlichen Aufgaben, die der Förderverein begleitet.

Den Kindern und Jugendlichen ist ein sicherer Treffpunkt und Partner für ihre altersspezifischen Bedürfnisse geöffnet worden.

Den Alleinerziehenden und Familien wird die Möglichkeit des Austausches und der Beratung gegeben. In einem entspannten Umfeld mit Kinderspielecke und unter Hinzuziehung fachlicher Kompetenz, kann den jungen Eltern schnell und unkompliziert zur Seite gestanden werden. „Du bist nicht allein“ gilt auch für die Senioren, deren Erfahrung in allen Lebensbereichen den Jungen die Orientierung erleichtern soll.

Dieses breite Spektrum an alle Altersklassen bedingt selbstverständlich auch eine optimale behindertengerechte Ausstattung an Technik und Mobiliar. Das Ardeyer Dorfcafé ist eine Anlaufstelle für alle Mitbürger die Freude, aber auch Ängste teilen, die Bedarf an Hilfe und Beratung haben und die Zeiten auseinanderdriftender Familienstrukturen ein „Gemeinsam„ erleben möchten. Denn im Zentrum unseres Wollens steht der Mensch.

Erstellung einer integrativen Spielanlage

Die Eröffnung des soziokulturellen Treffpunktes Dorfcafés Ardey hat in der Dorfgemeinschaft einen großen Zuspruch erfahren und ermutigte den Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey den nächsten Schritt zu einer nach-haltigen Konzeption weiter zu gehen und den Dorfmittelpunkt „ Neue Mitte Ardey“ durch eine integrative behindertengerechte Spielanlage zu erweitern.

Die neu erstellte Spielanlage berücksichtigt neue planerische und spielpädagogische Erkenntnisse und ist in der Stadt Fröndenberg durch ihre Konzeption einzigartig. Sie ermöglicht durch ihren Aufbau Kindern mit und ohne körperlichen Beeinträchtigungen eine hohen Spielwert. Durch das Spiel erwerben Kinder die Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, die für die Lebensbewältigung von großer Bedeutung sind z.B. motorische Sensibilität, Muskeltraining und Körperwahrnehmung, logische Zusammenhänge, Selbstbewusstsein, Konzentration auf einen Sachverhalt, Stimmungen und Gefühle erleben, soziale Aufgeschlossenheit und Kooperationsfähigkeit. Die Freude und die Fähigkeit am Spiel sind zwar bei allen Kindern vorhanden, aber sie sind unterschiedlich ausgeprägt. Durch ungünstige Lebensumstände sind sie verschüttet oder unzureichend entwickelt. Jedes Kind hat das Recht auf optimale körperliche, geistige, seelische und soziale Erziehung mittels Förderung der individuellen Entwicklung, positiver Lebensbedingungen und einer Kinder und familienfreundlichen Umwelt. Das Ardeyer Projekt „Du bist nicht allein“, bindet hier Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen nachhaltig mit ein.

Nachbarschaftshilfe Farbenfroh

Um das soziale Miteinander in Ardey zu vertiefen, richtete der Förderverein Dorfgemeinschaft Ardey e.V. in Kooperation mit den Seniorenkreisen in der Stadt Fröndenberg/Ruhr e.V. und der UKBS eine ehrenamtlich arbeitende, kostenfreie Vermittlungsstelle ein, die hilfsbereite Mitbürgerinnen und Mitbürger und hilfsbedürftige Seniorinnen und Senioren zusammen bringt.

Im Rahmen einer organisierten Nachbarschaftshilfe haben bürgerschaftlich engagierte Ehrenamtliche die Möglichkeit Arbeiten zu übernehmen, um Mitbürgerinnen und Mitbürger im hauswirtschaftlichen Alltag zu unterstützen und/oder kleine handwerkliche Arbeiten auszuführen, die so geringfügig sind, dass kein Handwerksbetrieb sie übernehmen würde. Die Aufgabe der Ehren-amtlichen ist, die Anforderungen des Alltags mit dem oder der Unterstützung suchenden zu bewältigen und dessen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Sowohl ehrenamtlich Helfende als auch Hilfesuchende müssen sich bei FARBENFROH registrieren lassen. Farbenfroh dient lediglich als Vermittlungsstelle und übernimmt keine Haftung für die tatsächliche Verrichtung der Arbeit und deren Qualität. Die rechtliche Beziehung besteht ausschließlich zwischen ehrenamtlich Helfenden und Hilfesuchenden.

Diese Initiative wurde in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Deutsche Altenhilfe und dem BM für Gesundheit aufgebaut. Es sieht die „Förderung und Unterstützung von bürgerschaftlichen engagierten Einzelhelfern in der Pflege durch Servicekräfte „ vor.

Bürgerschaftliches Engagement in Ardey leistet einen wertvollen Beitrag zur Gewährleistung von Sozialisation, Identifikation und Lebensqualität. Es bedarf dafür jedoch geeigneter Strukturen, damit der gute Wille auch umgesetzt werden kann. Dazu gehören fachkundige Beratung und Unterstützung, etwa auch bei der Beantragung von Fördermitteln, sowie ein gutes Zusammenspiel von Hauptamt und Ehrenamt. Die Arbeit des Fördervereins Dorfgemeinschaft Ardey steht auf einem breiten Fundament bürgerschaftlichen Engagements. Der Verein hat sich in den letzten Jahren durch seine vielfältigen Vernetzungen, die Grundlagen für eine dauerhafte – auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten – Realisierung seiner Konzepte erarbeitet.

Steinkohleabbau in Ardey und dem Westen 1574

Wann der tatsächliche Beginn des Steinkohleabbaus im Ruhrgebiet begann ist zeitlich nicht mehr festzustellen, im Dortmunder Bereich begann er wohl im Jahre 1302 um den Ort Schüren. Die erste Schürfung erfolgte an dem Bach Bolmke, wo lose Erdmassen weggespült und anstehende Kohlenflöze freigelegt wurden. Die erodierende Tätigkeit der Flüsse ermöglichten einen Blick in die tiefer liegenden Gesteinsschichten. An diesen freigelegten Stellen begann der Mensch die Schichten auseinander zu brechen und die Kohle zu nutzen. Auf diese Weise stieß er in den Steinbrüchen am Südhang der Haar – und des Ardeygebirges oft auf Kohlenflöze ,wie am Ebberg in Westhofen und in Billmerich, wo das Kloster Scheda schon 1770 zwei Kohlegruben mit dem Namen „Paduan“, in seinem Besitz hatte.

Die ältesten bekannten Urkunden weisen schon 1574 auf den Bergbau in Fröndenberg hin. Ostwärts der B 233 war die schon 1590 erwähnte Betriebsstelle „ Am Haggenberg“. Die geländemäßige Unruhe zeugt auch heute noch von der damaligen Betriebsamkeit, sie war eine von acht bekannten Schächten deren Namen wie Nepomuk, Frohe Ansicht und Benedikt den Älteren noch im Gedächtnis sind.

Nach einigen Jahren der Unterbrechung wird 1821 die Kohleförderung Im Thabrauck wieder aufgenommen. Der Betrieb „ Frohe Ansicht“ hat sich in der Hauptsache auf den Abbau des Flözes Dreckbank in Richtung Osten bis Frömern, Auf dem Splitt, konzentriert. Die Kohle wird durch Schächte und mittels handgedrehten Haspeln an das Tageslicht gefördert. Zu besten Zeiten zählte sie acht Bergmänner und erreichte im Jahre 1844 mit 1300 Tonnen ihre höchste Förderleistung. Doch schon drei Jahre später war Schicht im Schacht und sie teilte das Schicksal zahlreicher Zechen im Ruhrgebiet. Die leicht zu erreichenden Flöze waren ausgeraubt und die bescheidenen technischen Hilfsmittel erlaubten kein weiteres Vordringen in die tieferen Regionen. Schon ab einer Tiefe von 20 Meter kam der größte Feind des Bergmanns, das Wasser. Das Deckgebirge der Mergel, dass die Kohlenschichten überlagerte, bildete zugleich die Schicht, die das Grundwasser trug.

Der Kohlebergbau an der Ruhr und seine Abteufung in tiefere Schichten setzte erst mit dem Einsatz der Dampfmaschine und dem Abpumpen des Grundwassers seine Erfolgsgeschichte fort. Kleine Schürfstellen wie der Bergbau am Thabrauck konnten hier nicht mithalten und man erinnerte sich seiner erst wieder, als der Kohlemangel in der Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg sehr groß war. In dieser Zeit schossen im südlichen Bereich des Ruhr-gebiets etwa 400 solcher Kleinzechen aus dem Boden. Eine von ihnen war die Kleinzeche Haggenberg, die mit einem etwa 60 Meter langen Schrägschacht die Flöze unter dem alten Stollen auf dem Thabrauck abbaute. Sie hatte am 15. November 1951 den Betrieb auf-genommen und förderte bis Anfang März 1953. Nach einem Besitzerwechsel wurde der Betrieb ab 1. August 1953 unter der alten Bezeichnung „Frohe Ansicht“ weitergeführt. Das endgültige aus der Anlage kam am 25. Oktober 1953, nachdem bei einem Strebbruch vier Bergleute verschüttet wurden und einer dabei zu Tode kam.

Ardey Befreiungskriege 1813-1815

Als Befreiungskriege oder Freiheitskriege werden die kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa von 1813 bis 1815 zusammengefasst, mit denen die Vorherrschaft Frankreichs unter Napoleon Bonaparte über große Teile des europäischen Kontinents beendet wurde. Sie gehören zu den Napoleonischen Kriegen und bilden als Teile des Sechsten Koalitionskrieges ihren Abschluss.

Für Freiheit und Vaterland zogen auch vier Ardeyer Söhne freiwillig 1813 in den Befreiungskrieg. Es waren Wilhelm Langhof und Heinrich Vieler aus der Dorfstraße sowie Wilhelm Schroer und Gottfried Eberhard Wilhelm Schulze. Die ersten drei sind wieder glücklich heimgekehrt. Gottfried Eberhard Schulze ist in der Schlacht bei Namur schwer verwundet worden und im Anschluss verstorben.

Caspar Daniel Schulze – Ardey geb.1760, heiratete 1782 Anna Maria Krumme aus dem Kirchspiel Opherdicke. Im folgenden Jahr bekamen sie einen Sohn, den man Gottfried Eberhard Wilhelm taufte. Laut Kirchenbucheintrag wurde er in der Schlacht bei Namur verwundet und starb am 2. Juli 1815 in einem Lazarett in Gladbach. Seinen Namen findet man auch in der Liste der Gefallenen des 1. Westfälischen Landwehr – Regiments, und für ihn war in der Kirche in Dellwig eine Gedenktafel vorgesehen, die leider nicht mehr vorhanden ist. Im Stadtarchiv Mönchengladbach existiert noch die zugehörige Sterbeurkunde. Der verstorbene Wilhelm Schulz, war gebürtig zu Ardey, Amt Unna, Bezirk Dortmund, 32 Jahre alt und Angehöriger des 1. Markanischen Regiments, 1. Bataillon, 2. Kompanie.

Flüchtlinge 1949

Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen im Westen. Der Vertreibung von Deutschen aus den Ländern östlich von Oder und Lausitzer Neiße ging die Massendeportation und die Ermordung von Juden, Polen und Russen in den im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht eroberten Gebieten voraus. Millionen von Menschen wurden zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verbracht. Volksdeutsche aus Südtirol und Russlanddeutsche wurden in den eroberten Gebieten im Osten der Reichsgrenze neu angesiedelt und sollten dort neue „deutsche Siedlungsinseln“ bilden.

Mit dem Rückzug der Wehrmacht an der Ostfront ab Oktober 1943 begann auch die Evakuierung deutscher Zivilisten aus den besetzten und annektierten Gebieten. Als erste waren Russlanddeutsche, ab 1944 auch Volksdeutsche aus Polen sowie die dort angesiedelten volksdeutschen „Umsiedler“ aus Osteuropa betroffen.

Etwa zwölf Millionen Ost- und Sudetendeutsche wurden bis 1950 in der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik und Österreich aufgenommen. Sowohl im Westen als auch im Osten verlangte dies von allen Beteiligten in den 1940er-, 1950er- und 1960er-Jahren eine große Integrationsleistung. Durch die Bevölkerungsverschiebungen in großem Maße verdoppelten einige Länder, zum Beispiel Mecklenburg, ihre Einwohnerzahl, vormals konfessionell homogene Regionen mit starken eigenen Traditionen, zum Beispiel Oberbayern und die Lüneburger Heide, besaßen nun große Bevölkerungsgruppen mit einem anderen Lebensstil und fremder konfessioneller Prägung. Zuweilen kam es zu ganzen Stadt- und Ortsneugründungen wie Espelkamp, Waldkraiburg, Traunreut, Geretsried oder Kaufbeuren – Neugablonz.

Im Jahre 1949 bestand der Bevölkerungsanteil in Fröndenberg mit nahezu 28 % aus Heimatvertrieben und nahm damit eine Spitzenposition im Kreis Unna ein. Das Nachkriegsdeutschland war durch die Schäden des Krieges und der Zuwanderung der Vertriebenen aus den Ostgebieten in großer Wohnungsnot, so war es nur folgerichtig dass sich auch die vertriebenen schlesischen Bauernfamilien um neues Siedlungsland bemühten.

Erste Erwähnung 1147

Erste Erwähnung 1147Seit dem 4.Jahrhundert vor Christus siedelten im mittleren Ruhrtal Germanen. Zu welcher Völkerschaft wir sie in unserer Heimat rechnen müssen, ist selbst für die Römerzeit jedoch mit Sicherheit nicht zu sagen, Vielleicht waren es die Chattuaren, vielleicht aber auch Marser, die auch bei Tacitus für das Jahr 9 Erwähnung finden.

Später drangen die vom Münsterland her die Bruckterer in unseren Raum ein, eine Völkerschaft, die sich später zum Stamm der Franken vereinigte. Aus dieser Zeit stammt die Wallburg in Langschede – Ardey, nördlich über der Ruhrtalbahn gelegen. Sie hat 40 m Durchmesser und steht mit der weiter östlich – in Fröndenberg – gelegenen Burg der Edelherren von Ardey wahrscheinlich in keiner Beziehung. Die Sachsen, deren Stamm sich ostwärts der Franken gebildet hatte, drangen gegen Ende des 7. Jahrhunderts in das Siedlungsgebiet der Brukterer ein und unterwarfen die bisherige Bevölkerung. Seitdem rechnete man unsere Heimat zum sächsischen Stammesgebiet.

Zuerst erscheint der Name „Ardeia“ in einer Urkunde von 1147, in der Papst Eugen III. der Abtei Deutz den Besitz eines Hofes in „Ardeia“ bestätigt. Diese Urkunde ist nur in einer Abschrift der „Farragines“ des Gelenius im Historischen Archiv der Stadt Köln erhalten.

Die Edelherren von Ardey haben nach und nach den Großteil an Grundbesitz verkauft, so auch 1270 den Schulzenhof in Ardey an das Kloster Fröndenberg.

Schule_1713

Ardey Schule. Die Gründung von Schulen erfolgte auf dem Lande durch die Kirche. Ihr Zweck war es, den Kindern neben religiöser Unterweisung elementare Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Singen zu vermitteln – Fertigkeiten, deren Funktion in erster Linie darin bestand den Gottesdienst zu fördern. Ihrem Selbstverständnis nach war es zunächst die evangelische Kirche, die die Prediger und Gemeinden zur Einrichtung von Schulen verpflichtete. Bereits auf der ersten evangelischen – lutherischen Synode der Grafschaft Mark 1612 in Unna hatten die teilnehmenden Geistlichen und Schullehrer Rechenschaft darüber zu geben, ob in ihrer Gemeinde „ auch Schuel gehalten werde und der Catechismus Lutheri fleissigh darein getrieben“. Später – in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts – begannen auch die katholischen Gemeinden mit der Unterweisung der Kinder.

Lehrerausbildung

Die Lehrer der damaligen Zeit waren meist ausgediente Unteroffiziere die sich beim Kommissdrill einige Kenntnisse angeeignet hatten, oder sie waren Autodidakten, die sich selbst ohne Lehrer gebildet hatten und deren Kenntnisse und Lehrgeschick demnach in keiner Weise erprobt waren. Die Schüler sollten schreiben und lesen lernen, doch blieb diese Forderung bei den meisten ein frommer Wunsch.

Auch das Rechnen reichte nicht über die vier Grundrechenarten und ganze Zahlen hinaus. Die Geographie beschränkte sich auf den Heimatkreis und die Geschichte drehte sich ums Kaiserhaus. Letztendlich waren die Schüler froh wenn sie nicht mehr hin mussten, und die Lehrer froh wenn sie wieder so eine Abteilung los wurden und sie waren auch selbst an der Grenze ihres Wissens angelangt.

(Bimberg,1911).

Trotz verschiedener staatlicher und kirchlicher Reformen befand sich das Elementarschulwesen in Preußen z.T. Noch um das Jahr 1800 in einem beklagens-werten Zustand, denn die angestrebten Reformen waren aus den unterschied-lichsten Gründen Reformversuche geblieben. Insbesondere hatte man auch vielerorts noch nicht daran gedacht, Lehrer systematisch auf ihren Beruf vorzu- bereiten; es genügte, wenn der Lehrersohn bei seinem Vater das „Schulhandwerk“

erlernte.

Einen wirklichen Erfolg für Lehrerbildung und Elementarschule brachte erst 1763 das „Generallandschulreglement“ Friedrich des Großen. Hierin wurde in aller Deutlichkeit der Gedanke vertreten, eine Verbesserung der Schulen und damit der Volksbildung allgemein sei nur über eine qualifizierte Lehrerausbildung erreichbar.

Das 1784 gegründete Lehrerseminar in Wesel und das daraus hervorgehende und im Oktober 1806 gegründeteLehrerseminar in Soest schufen endlich Abhilfe. Hier konnten die Elementarschullehrer intensiv auf ihren Beruf vorbereitet werden.

Der Endzweck dieser neuen mit dem Konubernium zu Wesel

verbundenen Stiftung ist, hoffnungsvolle und unbescholtene Jünglinge,

welche Neigung und Anlage zum Schulstand haben, teils

theoretisch durch Unterricht, teils praktisch durch eigene unter dem

Auge ihres Lehrers und Aufsehers angestellte Übungen zu guten

Lehrern für die gemeinen Schulen bei den reformierten Gemeinden

des Herzogtums Kleve und der Grafschaft Mark zu bilden.

(SA-WES, Caps. 20, Nr. 1).

Für die Aufenthaltsdauer im Seminar waren zwei Jahre vorgesehen. Aber es kam häufig vor, dass sich Seminaristen bereits nach einem halben Jahr zur Prüfung meldeten, da ihnen der Termin der Abgangsprüfung nicht vorgeschrieben war; wer sich befähigt fühlte, meldete sich zur Prüfung.

Zur Zeit Friedrichs des Großen wurde in Dellwig eine Kirchspielschule gebaut, die dann auch im Laufe der Zeit nicht mehr ausreichte. Es wurden nun in Billmerich und Langschede, wozu auch Ardey zugeteilt war, neue Schulen gegründet. Billmerich baute sich ein neues Schulgebäude, nachdem eine Billmericher Schule im Jahre 1711 erstmals erwähnt wurde. Knapp zwei Jahre nach der ersten Erwähnung einer Schule in Billmerich ist auch eine solche in Ardey bezeugt: Am 26. November 1713 wurde laut Kirchenbuch „ Hüttenbroichs, Schulmeister zu Ardei „ , Sohn Johann getauft. Weitere Nachrichten über die damalige Ardeyer Schule sind nicht überliefert. Auffällig ist, daß Hüttenbrauck, als er 1760 starb, im Kirchenbuch nicht mehr als Schulmeister bezeichnet wird; es heißt dort schlicht, „ Hüttebrock“ sei begraben worden. Dass er das Lehramt offenbar nicht – wie damals üblich – bis an sein Lebensende ausübte, hängt wahrscheinlich mit der Gründung der Schule im benachbarten Langschede zusammen. Da diese den Status einer Kirchspielschule erhielt, Hüttenbraucks Winkelschule dagegen nicht anerkannt, von den Verantwortlichen im Presbyterium vielmehr ignoriert wurde, durfte der Langscheder Lehrer seinen Konkurrenten in Ardey bald nach 1732 verdrängt haben.