Schnallenfabrik 1875

Der Arzt Dr. Max Ruhfus in Langschede, die Fabrikantenfamilie Berkenhoff und die Landwirtsfamilie Böckelmann aus Strickherdicke. Im Adressbuch für den Kreis Unna findet sich 1895 in Langschede die Praxis von Dr. med. Max Ruhfus, „Sprechstunden von 8-10 Uhr vormittags und 2-3 Uhr nachmittags“. Im Alter von 45 Jahren verstarb der Mediziner am 16. Februar 1908. Seine Praxis hatte Dr. Ruhfus in Langschede nach damaliger Hausnummerierung im Haus Nr. 50 auf der südlichen Seite der heutigen Hauptstraße etwa gegenüber der heutigen Bahnhofsallee.
Im Haus Nr. 48 befand sich der Betrieb von Fritz Berkenhoff, der auch den Tod des ersten praktizierenden Arztes in Langschede 1908 dem Standesamt meldete. Der Mediziner entstammte einer der „vornehmsten Familien“ des Dortmunder Bürgertums, wie Caspar v. Romberg die Familie Anfang des 19. Jahrhunderts für seine Übersicht über die gegenwärtigen Zustände der Grafschaft Mark charakterisierte. Ein Nachkomme der Familie begründete das Druckerei- und Verlagshaus Ruhfus, in dem die auflagenstärkste Tageszeitung außerhalb Berlins erschien, der „Dortmunder Generalanzeiger“. Am 25. März 1862 war der spätere Mediziner als Max Emil Carl Alexander in Dinslaken geboren worden als Sohn des Geheimen Justizrats und Obergerichtsrat Heinrich Ludwig Ruhfus und seiner Ehefrau Alwine, geb., Bonhoff. Später verzog die Familie nach Hamm. Im Mai 1887 immatrikulierte sich Max Ruhfus an der Universität Rostock, nachdem er nach seinem Schulabschluss in Hamm bereits zuvor an den Universitäten in Leipzig, Freiburg, Marburg und München eingeschrieben war. Nach dem Tod der Mutter in Hamm, bzw. nach der Verheiratung seines Sohnes lebte der Vater Heinrich Rufuss bei seinem Sohn in Langschede und verstarb hier am 10. Juni 1903. Laut Sterbeeintrag im Standesamt Dellwig wurde er am 29. November 1826 in Dortmund als Sohn des Sanitätsrates Ludwig Ruhfus (1757-1834) und dessen Ehefrau Emilie, geb. Potte geboren. Max Ruhfus hatte vor dem Fröndenberger Standesbeamten, dem Amtmann Schmitz, am 8. Mai 1893 (StA Fröndenberg 21/1893) Maria Böckelmann aus Strickherdicke, geboren am 16. November 1872, geheiratet, Tochter des Landwirts Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Julia, geb. Echtermann. Trauzeugen waren der Bruder des Arztes, Gerichtsassessor Ludwig Ruhfus aus Hamm und der Vater der Braut. Das Arztehepaar hatte eine Tochter, die am 15. März 1894 (StA Dellwig 59/1894) in Langschede geboren wurde und in der Taufe die Namen Emilie Alwine Julie Marie erhielt; Rufname war Emilie, der Vorname ihrer Großmutter. Emilie verstarb am 6. Oktober 1956 (26/1956) in Dellwig in ihrer Wohnung Hauptstraße 2 (dem ehemaligen Haus Nr. 50) und war unverheiratet; ihre Mutter Maria verstarb am 14. August 1938 in Unna (StA Unna 227/1938). Emilies Tod meldete der Fabrikant Karl Berkenhoff, dessen Vater seinerzeit den Tod von Emilies Vater Max gemeldet hatte. Der Fabrikant Fritz Berkenhoff wurde am 27. August 1866 in Dahle geboren, war verheiratet mit Emma Böckelmann aus Strickherdicke (Standesamt Dellwig 20/1901) und verstarb am 21. Juli 1926 in Dellwig (StA Dellwig 15/1926) an einer Blutvergiftung Emma Böckelmann wurde am 2. März 1876 in Strickherdicke geboren als Tochter des Landwirts Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Julia, geb. Echtermann. Die Ehefrau Berkenhoff war demnach eine Schwester der Ehefrau des Arztes Max Ruhfus. Bereits der Vater des 1866 geborenen Fritz Berkenhoff betrieb in Langschede eine Schnallenfabrik. Es war Ludwig Berkenhoff, geboren am 16. April 1827 in Dahle bei Altena, Sohn des dortigen Schmiedes und Gastwirts Johann Peter Berkenhoff und der Anna Katharina, geb. Ossenberg. Ludwig Berkenhoff war verheiratet mit Wilhelmine, geb. Bauckhage. Er verstarb am 20. März 1900 in Dellwig; im Sterbeeintrag (16/1900) wird als Religionszugehörigkeit „dissidentisch“ eingetragen, der damaligen Formulierung für Konfessionslosigkeit. Ludwig Berkenhoff hatte neben dem Sohn Fritz noch den ebenfalls als Fabrikant tätigen Sohn Ewald Berkenhoff, verheiratet mit Mathilde, geb. Püttmann. Fünf Kinder: Tochter Erna Elisabeth Berkenhoff, geboren in Langschede am 18. Oktober 1891 (StA Fröndenberg 292/1891), verstorben am 23. Januar 1967 in Hemer (32/1967). Tochter Ida Mathilde Berkenhoff, geboren in Langschede in der „Mietwohnung“ der Eltern am 18. Mai 1893 (113/1893), verstorben am 27. September 1949 in Iserlohn (462/1949). Tochter Laura Klara Berkenhoff, geboren am 23. Juni 1895(StA Fröndenberg 1895/153), verstorben am 26. September 1986 in Kappeln an der Ostsee (StA Kappeln 90/1986). Sohn Carl Paul Berkenhoff, geboren am 3. Oktober 1897 (StA Fröndenberg 1897/214), Heirat 1933 in Hannover, verstorben am 10. Dezember 1983 in Heiligenstadt/Thüringen. Sohn Ernst Friedrich wurde am 26. November 1900 in Dellwig geboren (107/1900) und verstarb am 9. Oktober 1987 in Iserlohn (674/1987). Das Ehepaar Fritz Berkenhoff/Emma Böckelmann hatte einen Sohn und einen Adoptivsohn: Sohn Kaufmann Fritz Berkenhoff, geboren am 20. August 1902 in Dellwig und an einer „Schussverletzung“ verstorben im Alter von 18 Jahren am 8. Juli 1921 im Hausgarten seiner Eltern. Adoptivsohn Kaufmann Karl Heinrich Berkenhoff, geboren am 29. Januar 1903 (lt. standesamtlichen Eintrag bei der Eheschließung) in Linz am Rhein/Kreis Neuwied (Standesamt Linz 12/1903) als Sohn des Kaufmann Eduard Karl Dücker (verstorben vor 1929 in Weitefeld/Westerwald) und seiner (ebenfalls vor 1929 verstorbenen) Ehefrau Hedwig, geb. Hirz. Karl Heinrich Berkenhoff verstarb nach 1964. Nach dem Tod des Sohnes Fritz 1921 und dem Tod des Ehemannes Fritz Berkenhoff sen. adoptierte die Witwe im September 1927 Karl Heinrich Dücker mit der Maßgabe, dass er fortan den Namen Karl Heinrich Berkenhoff-Dücker führen sollte. 1929 folgte die Erlaubnis des preußischen Innenministeriums fortan nur noch den Namen Berkenhoff führen zu dürfen. Er heiratete am 6. Mai 1929 (StA Dellwig 12/1929) Julie Sofie Böckelmann aus Strickherdicke, geboren am 13. Februar 1904 (StA Dellwig 13/1904), Tochter des Gutsbesitzer Friedrich Böckelmann und seiner Ehefrau Lina, geb. Woesthoff. Julie Sofie Berkenhoff verstarb am 27. Juli 1964 in Unna (380/1964). Trauzeugen waren 1929 die Witwe Maria Ruhfus, geb. Böckelmann (56 Jahre) und der Brautvater Fritz Böckelmann (62 Jahre). Das Ehepaar hatte zwei Töchter, die in Unna 1930, bzw. 1934 geboren wurden (StA Unna 279/1930 und 339/1934). Elisabeth und Christel. 1887 gründete Ludwig Berkenhoff eine Schnallen- und Hakenfabrik, Betriebseinstellung um 1960; endgültige Abmeldung des Betriebes erfolgte im Sommer 1969 (Meldekarte im Gewerbe/Ordnungsamt der Stadtverwaltung). Im Nachgang der Möhnekatastrophe im Mai 1943 wurde dem Amt Fröndenberg folgende Mitteilungen gemacht: Metallwarenfabrik Ludwig Berkenhoff, Belegschaft 28 Personen, Fabrikation von Schnallen, Ringe, Beschläge für Lederausrüstungen für den Wehrmachtsbedarf. Der Name Böckelmann kam durch eine Heirat nach Strickherdicke. Karl Friedrich Heinrich Böckelmann aus Ostbüren (geboren am 10.7.1836) heiratete am 8.5.1866 in Dellwig im Alter von knapp 30 Jahren die einundzwanzigjährige Hofeserbin Sophie Wilhelmine Caroline Julia Echtermann, geboren in Strickherdicke am 22.5.1838. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Friedrich Wilhelm Heinrich 1867 (Hoferbe s.u.), Karoline Wilhelmine Anna, geboren 20.9.1869-wahrscheinlich früh verstorben und die beiden Schwestern, die mit Dr. med. Ruhfus, bzw. dem Fabrikanten Friedrich Berkenhoff verheiratet waren. Siehe oben. Nach 1900 war der Hofbetreiber Friedrich Böckelmann, geboren 16.3.1867, verstorben vor 1944 in Unna. Verheiratet mit Lina Woesthoff, geboren am 31.12.1874 in Meyerich (Welver), (StA Meyerich 19/1875), Tochter des Landwirt Arnold Woesthoff und der Sophie, geb. Juchhaim in Merklingen Heirat am 25.5.1903 in Meyerich (StA Meyerich 2/1903). Vier Kinder Er richtete nach 1900 auf dem Hof eine spezielle Zucht für Kopfkohlsamen ein und machte daraus einen eigenständigen Betrieb. Die konventionelle Landwirtschaft übernahm Fr. Schulze-Buxloh als Pächter. Friedrich (Fritz) Böckelmann übte auch das örtliche Bürgermeisteramt aus. Bedingt durch den frühen Tod des Sohnes Friedrich Arnold Böckelmann (geboren 13.2.1904, StA Dellwig 14/1904) und letzten Namensträgers, sowie Heirat der Zwillingsschwester Julie Böckelmann mit dem Dellwiger Schnallenfabrikanten Berkenhoff im Jahr 1929 wurde nun der Bauernhof von W. Lotz verwaltet, und zum anderen der aus den Niederlanden stammende J. Ploeger mit der Führung des Samenzucht betraut. Marie Elisabeth Böckelmann wurde 1905, am 9.5.1905 geboren (StA Dellwig 39/1905), verstorben 9.5.1994 in Düsseldorf (StA Düsseldorf 2784/1994) 1910, am 9. März wurde Karl Heinrich Wilhelm Böckelmann geboren,
(StA Dellwig 18/1910). Ebenfalls jung verstorben ??

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„Angeblich wird eine damals gezüchtete „Böckelmannsche“ Kohlsorte heute noch im Dittmarscher Raum angebaut. Als Nebenprodukt betrieb J. Ploeger die Tulpenzwiebelvermehrung. Das blühende Tulpenfeld bot im Frühjahr ein schönes Bild. Der gleiche Anblick bot sich auf dem Gut Neuenhof. Hier betrieb der Niederländer H. Krings im Haupterwerb auf dem jetzigen Golfplatz eine Tulpenzwiebelzucht. Am 29.12.1955 wurde das im Jahr 1800 erbaute Hofgebäude Opfer eines durch Blitzschlag verursachten Brandes. Mit angepasstem Wiederaufbau, der insbesondere den Erhalt des alten Wohntraktes erlaubte, war die weitere Nutzung in vollem Umfang gesichert. Vorübergehend konnte hier von J. Ploeger, der bis ins hohe Alter als Pächter fungierte, Gemüse angebaut und dieses dann topffertig, an eine Großküche geliefert werden, nachdem ein Teil der Hofländereien zur Bebauung freigegeben war. Heute befindet sich auf dem Anwesen ein Sportpferdezucht- und Ausbildungsbetrieb. Heiratsbedingt heißt die Eigentümerfamilie heute Marten.“

Quelle: Karl Heinz Kauke – Ortsgeschichte Strickherdicke