Spotttuch

In der Heimatstube Fröndenberg existiert ein Exponat von hohem historischen und kulturellem Wert aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das sogenannte Spottuch oder Fehdetuch aus dem Hause Schoppe
Dieses Tuch ist leider relativ unbekannt, selbst bei Wikipedia findet man bislang keinen Eintrag. Das Tuch hing jahrelang im Haus Schoppe, kam 1999 nach dem Tod der letzten Besitzerin, Caroline Schoppe, in den Besitz des damaligen Ortsheimat­ pflegers Uwe Thomas, der es schließlich als Leihgabe der Heimatstube Fröndenberg überließ. Als eines der wenigen Exponate aus dem hiesigen Raum war es ein Jahr lang Ausstellungsstück in der großen Westfalenausstellung. Nach der Ausstellung sollte es aber erst einmal aufwendig restauriert werden. Vor allem die Schäden im oberen Bereich des Tuches, entstanden im Zuge der Möhnekatstrophe, müssen dringend restauriert werden.
Das Tuch stellt in „spöttischer“ Weise den Streit zwischen dem Gutsbesitzer und Amtmann Kaspar Schulze Dellwig und dem Gutsbesitzer Caspar Heinrich Schoppe dar. Beide haben sich gegenseitig mit Prozessen überzogen. Wer angefangen hat, und um was es im Einzelnen ging, ist leider nicht genau überliefert.
Uwe Thomas vermutete auf Grund der Bilder, dass es sich um Grenzstreitigkeiten ge­ handelt haben könnte. Die Kopfweiden wären seiner Meinung nach dafür ein deutli­ ches Indiz. Oder es ging vielleicht um Fischereirechte. Darauf könnte seiner Meinung nach ein Krebs hindeuten. Eine dritte Möglichkeit wäre der Konkurrenzkampf zwi­ schen zwei Mühlenbesitzern. Schulze – Dellwig hatte in unmittelbarer Nähe zur Wassermühle von Schoppe und zum Kornmarkt Langschede eine Dampfmühle er­ richtet, durch die Schoppe letztlich zur Aufgabe seiner Mühle gezwungen wurde. Darauf deutet ein „Bauplan“ auf einem Bild hin.
Jedenfalls zog Schoppe gerichtlich gesehen meistens den Kürzeren und rächte sich in Form des „Fehde-Tuchs“, das seinen Kontrahenten in verschiedenen Szenen als feis­ ten „Bürgermeister“ mit einem großen Fuchsschwanz darstellt und lächerlich macht. Umtriebig tritt der in verschiedenen Szenen auf, macht offensichtlich seinen Mit­ bürgern dabei das Leben schwer und sich selbst wahrscheinlich reicher. Den genauen Hintergrund der meisten Bilder kennt man wie gesagt nicht. Der Künstler, der dieses Tuch gemacht hat, hat sich jedenfalls große Mühe gegeben, vieles anzudeuten und trotzdem vermieden zu deutlich zu werden.
Relativ deutlich bringt C. H. Schoppe aber seinen Protest zum Ausdruck und zwar mit der bildlichen Darstellung des „Götz-Zitates“ in seiner Haustür.