In den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts lernten die allermeisten Dellwiger Kinder an der Kuhbrücke schwimmen, weil es noch kein Freibad gab. Natürlich war das Springen und Schwimmen in der Ruhr nicht ganz ungefährlich, denn die Ruhr war in diesem Bereich noch nicht gestaut und floss reichlich schnell.
Badesicher oder nicht, man begann über den Bau einer „Frei-Badeanstalt“ in Dellwig nachzudenken, zumal es zu dieser Zeit viele Arbeitslose gab, die beschäftigt werden wollten.„Vordenker“ war dabei der Lehrer Reichenbach aus Dellwig mit dem Anliegen, die körperliche Ertüchtigung der Jugend zu fördern. Und so wurde in den Jahren 1930 bis 1932 das erste Freibad in Dellwig gebaut, und zwar an der Stelle, wo heute der Bolzplatz und die Tennisplätze sind. Anfangs war das Bad mehr ein Naturteich, der vom Dellwiger Bach gespeist wurde. Als aber im ersten Jahr mehr als 25.000 Gäste das Bad besuchten, musste man einen Betonboden gießen und verlegte einen Plattenrand rund um das Becken.
Bei den Bauarbeiten waren Eigenleistungen gefragt, vornehmlich natürlich beim Aushub des Beckens. Aber auch eine Wohnbaracke wurde vom Totenweg zur Frei-Badeanstalt mit freiwilligen Helfern transportiert. Diese Baracke wurde in eine Damen-Umkleidekabine umgearbeitet. Klar, dass listige Jungens Löcher in die Holzbaracke bohrten, um heimliche Blicke auf die Frauen und Mädchen zu werfen, die sich dort sorglos umzogen. Und wo sich die Herren umzogen, ist nicht überliefert.
Es gab eine Toilette, aber keine Duschen.
Die Eintrittspreise: „Kinder 5 ₰, Erwachsene 10 ₰ und Auswärtige aus Langschede und Ardey 20 ₰.“
Die Eröffnungsfeier am 24.7.1932 war spektakulär: Es gab zahlreiche Vorführungen und auch der leibhaftige Olympiasieger Leo Esser ließ es sich nicht nehmen, einen Sprung vom Holzsprungturm zu zeigen.
Der Badebetrieb wurde 1963 eingestellt. Die Frei-Badeanstalt konnte den hygienischen Vorschriften nicht mehr genügen. Zwölf lange Jahre mussten die Dellwiger Wasserfreunde ohne ein eigenes Schwimmbad auskommen.
Und nur wenige Dellwiger erinnern sich noch, dass der Bereich der Frei-Badeanstalt zu einer Mülldeponie verkam.