17. Mai 1943 das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: „Schwache britische Fliegerkräfte drangen in der vergangenen Nacht in das Reichsgebiet ein und warfen über einigen Orten eine geringe Zahl von Sprengbomben. Dabei wurden zwei Talsperren beschädigt und durch den eintretenden Wassersturz schwere Verluste unter der Zivilbevölkerung hervorgerufen. Acht der angreifenden Flugzeuge wurden abgeschossen, neun weitere feindliche Flugzeuge über den besetzten Westgebieten vernichtet, darunter eins durch Truppen des Heeres“.
Ein in den Kriegsjahren fast alltäglicher OKW Bericht. Doch gingen diesem Angriff eine umfassende Vorbereitung auf Seiten der Royal Air Force voraus. Die Squadron 617 der RAF und deren Flugzeugführer mit ihren 18 Lancaster – Maschinen, warfen zu Übungszwecken in wenigen Wochen 2500 Bomben aus 46 m und später aus 18 m ab. Ziel war es deutsche Talsperren zu zerstören, sie waren in den Augen der RAF der Strom und Wasserversorger für das gesamte Ruhrgebiet. Die Lahmlegung und Zerstörung der Sperre musste also einen vernichtenden Schlag gegen die deutsche Waffenschmiede im Ruhrgebiet gleichkommen. Die Bombenangriffe auf Sorpe, Eder – und Möhnetalsperre waren erfolgreich, doch es wurden dadurch nicht die erhofften wirtschaftlichen Schäden verursacht, sondern nur Tod und Leid für die Zivilbevölkerung. Neben der Zerstörung von Wohn- und Industrieanlagen entlang der Ruhr, wurden im Amtsgebiet Fröndenberg und Dellwig insgesamt 302 Leichen angeschwemmt. Darunter waren 48 Kinder und 24 Ausländer. Neben dem Gebäude der Fröndenberger Kläranlagen, befanden sich zwei Baracken, eine belegt mit Arbeitern aus Rußland, die andere mit französischen Zivilarbeitern. Erstere wurde gegen 3 Uhr in der Nacht, beim jähen Aufprall der Fluten fortgerissen und viele der Bewohner starben den kalten Tod.
Nach dem Bericht des Gemeindebürgermeisters Dr. Hager hat her Dr. Thomas, Arzt, um 00.45 Uhr einen Anruf bekommen, es wäre ein Unglück geschehen. Dieser Warnanruf ist von einer Polizeidienststelle in Arnsberg erfolgt mit der Bitte, den leitenden Beamten der Post in Langschede in Kenntnis zu setzen, was auch geschehen ist. Von der Art des Unglücks ist nichts durchgesagt worden. Der Eintritt des Hochwassers erfolgte um 3.15 Uhr. Der Höchststand wurde um 3.45 Uhr erreicht. Derselbe dauerte etwa eine halbe Stunde und um 8.00 Uhr konnten die Straßen wieder begangen werden. Allein in Langschede waren von der Flut 336 Einwohner aus 90 Haushalten betroffen. Unmittelbar mit fallenden Pegelständen, setzten unter Hinzuziehung auswärtiger Hilfstruppen die Aufräumarbeiten ein. In den ersten Tagen wurde für die Betroffenen eine Gemeinschaftsverpflegung organisiert und die Schäden aufgenommen.
Wenige Tage nach der Flut war der Möhnedamm eine riesige Baustelle. Rund 4000 Männer der Organisation Todt waren vom Atlantikwall abgezogen und hier eingesetzt worden, darunter Spezialisten aus Italien und Kärnten, die im Umgang mit schweren Bruchsteinen erfahren waren. Nach Vorbereitungsarbeiten wurde Anfang Juli 1943 mit dem Wiederaufbau der 35 m hohen Mauer begonnen.