Kessebürener könnten heute Fröndenberger sein, Frömern könnte zu Unna gehören. Und statt „Fröndenberg – Dellwig” könnte man heute „Dellwig – Fröndenberg” auf Ortsschildern lesen. Am Ende des Wirtschaftswunders hatte sich nicht nur die Wirtschaftskraft Deutschlands vermehrt, auch die Bevölkerungszahl war angewachsen. In den Gemeinden und Ämtern sah man sich mit einer Flut neuer Aufgaben konfrontiert: Schulen mussten gebaut und die Infrastruktur verbessert werden, der Verwaltungsaufwand wuchs. Kleine Gemeinden konnten diese Aufgaben nicht mehr schultern, schon gar nicht finanziell. Neue Strukturen mussten geschaffen werden, die kommunale Neuordnung wurde erdacht. Analog zum größeren Aufwand sollten die Verwaltungseinheiten größer werden, nach dem Motto „gemeinsam ist man stark.” Kommissionen zogen durch das Land, um zu entscheiden, welche Gemeinden selbstständig bleiben durften und welche wohin „eingemeindet” wurden. An dem Ziel, dass größere Einheiten entstehen sollten, konnten die Bürger und Gemeinden nicht rütteln. Wohl aber die Ziehung der Grenzen beeinflussen, wenn sie schlagkräftige Argumente hatten. So ließen sich mit Kessebüren und Billmerich zwei Dörfer des Amts Fröndenberg nach Unna ausgliedern. Die räumliche Nähe gab den Ausschlag. Auch Frömern hätte sich damals lieber Unna angeschlossen, wohnten doch viele Neufrömeraner vormals in der Kreisstadt. Doch was Kessebüren und Billmerich erlaubt wurde, blieb Frömern versagt: Es wurde Stadtteil Fröndenbergs. Viele Möglichkeiten wurden damals durchdacht und wieder verworfen. Wäre es damals nur nach den Wünschen der einzelnen Gemeinden gegangen, würde Fröndenberg heute wohl nur aus dem Stadtteil Mitte und den Ruhrtalgemeinden in der Palz bestehen. Einen Sonderweg schlugen die heutigen West- Fröndenberger aus Dellwig, Langschede und Ardey ein: Da sie eine kommunale Neugliederung vorhersahen, fusionierten die drei Gemeinden 1965 zu einer Großgemeinde. Als solche, so hofften sie, könnten sie aus der Neuordnung als selbstständige Stadt hervorgehen. Nicht einbezogen wurden Strickherdicke und Altendorf, da der Industriestandort Dellwig – Langschede (Mannesmann) sich nicht mit der schwachen Infrastruktur dieser Dörfer belasten wollte oder konnte. In der Endabrechnung mag dies ein Fehler gewesen sein: Die Großgemeinde war flächenmäßig zu klein, um selbstständig zu werden. Und im Gegensatz zu anderen Kommunen, die eine ähnlich kleine Fläche hatten, aber selbstständige blieben, konnte Langschede – Dellwig – Ardey keinen Stadtkern vorweisen. Der Plan war gescheitert. Nun versuchte man, an Unna angeschlossen zu werden, schließlich ist noch heute die Verkehrsanbindung an die Kreisstadt besser als nach Fröndenberg. Doch Unna wehrte sich dagegen – wie zuvor die neue Großgemeinde Langschede – Dellwig – noch mehr kleine Kommunen aufzunehmen. Also kam nur noch ein Zusammenschluss mit Fröndenberg in Frage. Welche der beiden Orte der Stadt den Namen geben durfte, war schnell klar: 1952 hatte Fröndenberg das Recht erhalten, den Titel „Stadt” zu führen. Auch historisch und an der Einwohnerzahl gemessen, dominierte die Ruhrstadt – und erhielt den Zuschlag.