Für den interessierten Wanderer, der sich heute in den Feldern und Waldstücken zwischen Frömern, Ardey und Stricherdicke ergeht, existiert die Kleinzeche „ Frohe Ansicht“ nicht mehr. Kein Anzeichen deutet darauf hin, dass in dieser Gegend südöstlich der Wilhelmshöhe vor fast 70 Jahren noch Kohle abgebaut wurde.
Wie im Wittener Muttental auch, wurde hier zunächst oberflächennah im 16. Jahrhundert in Pingen und später sogar waagerecht im Berg in Stollen nach Kohle gegraben – entsprechende Nachweise von 1574 sind vorhanden. Um 1774 begann der Abbau durch die Zeche Nepomuk, betrieben vom nahegelegenen Kloster Scheda in der Nachbarstadt Wickede (Ruhr) bis etwa 1800. Erstmals geschah dies in Schächten mit Haspeln und Stollen. Es folgte 1821 die Zeche Frohe Ansicht, die an dieser Stelle bis 1847 förderte und dann aufgegeben wurde. Ein Teil der geförderten Kohle ging an die Saline in Königsborn. Dann wurde es zunächst wieder still hier im Siepen. Kleinzechen erlebten durch die Kohleknappheit nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) eine Renaissance. Im Jahre 1951 entstand aus diesem Grunde an selber Stelle die Kleinzeche Haggenberg. Der Begriff Kleinzeche bezeichnet einen primitiven Abbau von Kohle in einem zunächst waagerecht in einen Abhang getriebenen Stollen, der später, offenbar wegen seiner Ergiebigkeit, durch einen senkrechten Schacht ersetzt wurde. Dieser reichte zwar 60 Meter in die Tiefe hinab, trotzdem gab es keinen Förderkorb. Die Bergmänner stiegen vielmehr auf Leitern hinab, lösten die Kohle mit Spitzhacken und füllten eine kleine Lore, diese wurde dann mittels eines Motors nach oben gehievt. Geplant war, so zumindest der Bericht eines Zeitzeugen, am Bahnhof Frömern eine weiteren Schacht niederzubringen. Unterirdisch sollte die Kohle dorthin gebracht werden, so dass ein Lastwagentransport entfallen könnte. Im Jahre 1953 änderten sich die Besitzverhältnisse, neuer Eigentümer wurde Emil Deichmüller, und die Zeche Haggenberg wurde umbenannt in die alte Bezeichnung Zeche Frohe Ansicht. Knapp drei Monate darauf kam es am 13. Oktober zu einem schweren Unfall. An diesem Tag ereignete sich kurz nach 7.00 Uhr morgens in 60 Meter Tiefe ein Strebbruch, bei dem vier Männer eingeschlossen wurden. Der zuerst Geborgene, der erst 24 Jahre alte Walter Sudhoff aus Frömern, erlitt tödliche Verletzungen. Die übrigen Eingeschlossenen, Gustav Potthoff aus Ardey, Werner Liebert aus Fröndenberg und Fritz Schwake aus Strickherdicke, sollten in einer dramatischen Aktion gerettet werden. Um 9.00 Uhr morgens erschienen die zu Hilfe gerufenen Rettungsmannschaften, drei Gruppen aus Heeren und von der Zeche „ Alter Hellweg“. Geleitet wurden sie von Obertruppführer Wilhelm Spellmeyer, der schnell erkannte, dass es nur ein eine Möglichkeit gab sich zu den Verschüttenden vorzuarbeiten. Es musste gelingen, von der Sohle aus parallel zu dem infolge des Strebbruchs verschüttenden Aufbruchs, der wie ein Schornstein zum Flöz „Dreckbank“ hinaufführte, einen neuen Aufbruch zu schaffen. Unter übermenschlichen Anstrengungen wurde ein 15 Meter Schacht durch die Kohle hindurch senkrecht in die Höhe getrieben. Nach unendlichen sieben Stunden gelang es den Bergungsmannschaften eine Rohrverbindung zu den drei Bergmännern herzustellen. Das Bemühen nahm dramatische Formen an, als gegen 10.45 Uhr am 14. Oktober, also nach mehr als 27 Stunden, die Retter sich zu den eingeschlossenen vorgearbeitet hatten und der erste Lichtstrahl auf die harrenden Männer traf. Es bedurfte aber noch einiger Überredungskunst um die eingeschlossenen Männer von der Sicherheit des Bergungsschachtes zu überzeugen. Erst nachdem Emil Müller zu ihnen in das dunkele Verlies kletterte um zu zeigen das ihre Furcht unbegründet war, verließen die drei Männer ihr Gefängnis und wurden von den Rettern an die Oberfläche gebracht. Nach dem Ende der Bergungsaktion war auch das „Bergbauzeitalter“ für Ardey beendet und der Schacht wurde verfüllt. Heute erkennt nur der bergmännisch interessierte Fachmann die unnatürlichen Geländeformen und kann die Spuren der Vergangenheit lesen und richtig deuten.